Triebwagen 92 „Residenztriebwagen“
Karlsruhes Straßenbahn in den goldenen 20ern
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Gesprochen von Dorothee Roth
Das wichtigste im Überblick
Für die Erweiterung des Straßenbahnnetzes wurden weitere Straßenbahnwagen benötigt. Insgesamt 37 Triebwagen wurden zwischen 1912 und 1922 geliefert. Diese erhielten den Spitznamen „Residenztriebwagen“ in Anlehnung an Karlsruhes als Residenz des Großherzogs von Baden. Triebwagen 92 befindet sich derzeit in Aufarbeitung und wird wieder in den Zustand der 20er Jahre versetzt.

Technische Daten

Baujahre 1913 bis 1924
Anzahl Fahrzeuge 36
Fahrzeug-Nummern 58 bis 93
Länge 26,45 m
Breite 9 m
Gewicht 11,5 t
Höchstgeschwindigkeit 30 km/h
Leistung 2 x 26 kW
Sitzplätze/Stehplätze 20/20
Achsfolge Bo

Lieferung & Aufbau des Fahrzeugs

Für die Erweiterung des Straßenbahn-Netzes, wiel zum 1913 eröffneten Hauptbahnhof, wurden weitere Fahrzeuge zur Ergänzug des bestehenden Fuhrparks benötigt. Dazu erhielt man im Jahr 1912 unentgeltlich einen Probewagen der Waggonfabrik Uerdingen. Dieser hat sich im Betrieb bewährt.

Ab dem Jahr 1913 wurde ein Serie von insgesamt 30 Fahrzeugen von der Waggonfabrik Rastatt und der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg geliefert. Diese erhielten den Spitznahmen „Residenzwagen“, da zum Zeitpunkt der Lieferung der Fahrzeuge Karlsruhe noch Residenz des Großherzogs von Baden war.

Eine weitere Bestellung von 25 Triebwagen konnte aufgrund es Ausbruchs des ersten Weltkrieges nicht geliefert werden. Erst 1922 war eine Lieferung von sechs weiteren Fahrzeugen möglich. Diese wurden abweichend zu den vorher gelieferter Wagen bei der Waggonfabrik Wismar hergestellt. Bei Auslieferung waren dieser Fahrzeuge unvollständig, eine Nachwirkung der Weltwirtschaftskrise im Jahr zuvor. Die elektrische Ausstattung dieser Fahrzeuge erfolgte in eigenen Werkstätten. Der Triebwagen 92 entstammt dieser letzten Serie von 1922.

Einsatzgeschichte & Verbleib

Nach Auslieferung standen insgesamt 37 Residenzwagen, inklusive des Probewagen von 1912, im Einsatz. Insgesamt bestand der Fuhrpark zu diesem Zeitpunkt aus 93 Triebwagen, die Residenzwagen machten 40% des damaligen Fuhrparks aus. Dementsprechend kamen diese auf vielen Linien zum Einsatz. Ab 1928 wurden der Fuhrpark um die Spiegelwagen erweitere, die ähnlich aufgebaut waren, jedoch etwas länger und damit fassungsstärker waren. In den 30er Jahren wurde ein je Seite ein Kletterschutz, Dachschilderkästen, Blinker und Schlusslichter nachgerüstet.

Von den 37 Triebwagen haben 36 den 2. Weltkrieg überlebt. Diese waren aufgrund des danach herrschenden Mangels weiterhin unverzichtbar. Aus diesem Grund wurden einige Modernisierungen an den Fahrzeugen vorgenommen. So erhielt unter anderem der zu sehende Triebwagen 92 einen neuen Aufbau aus Stahl und einen Fahrersitz. Außerdem wurden Magnetschienenbremsen eingebaut.

Mit der Lieferung neuer Gelenkwagen in den 60er-Jahren gelang schrittweise die Ausmusterung der Fahrzeuge. 1969 fuhr der letzte Triebwagen auf Linie mit Fahrgästen.
Der zu sehende Triebwagen 92 erhielt nach Ende des Linienverkehrs eine Zweitverwendung. Er wurde als Rangierwagen in der Hauptwerkstatt genutzt. Nachdem er auch dort nich benötig wurde, wurde er im Betriebshof Tullastraße hinterstellt für eine zukünftige Verwendung als Museumswagen. Derzeit befindet sich der Triebwagen 92 in Aufarbeitung. Ziel ist eine fahrfähige Restaurierung im Zustand von 1925.