Triebwagen 95 „Stahlumbauwagen“
Modernisierung mit neuem Aufbau aus Stahl
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Gesprochen von Dorothee Roth
Das wichtigste im Überblick
Neben der Beschaffung neuer, moderner Fahrzeuge wurden in den 1950er Jahren ältere Fahrzeuge aus den 1929-1930 modernisiert. Insgesamt vier Fahrzeuge erhielten einen komplett neuen Aufbau aus Stahl, der den alten Aufbau aus Holz ersetzte. Die Fahrzeuge wurden daher als „Stahlumbauwagen“ bezeichnet. Alle vier Fahrzeuge standen noch jeweils über ein Jahrzehnt nach dem Umbau im Fahrgastbetrieb. Im Anschluss wurden alle als Arbeitswagen weiter verwendet, vorwiegend für die Bahnmeisterei. Alle vier Fahrzeuge sind auch heute noch als historische Fahrzeuge vorhanden, wobei einer in den Zustand vor der Modernisierung zurückversetzt wurde.

Technische Daten

 

Baujahre 1929 – 1930
Umbau 1954, 1955, 1957
Anzahl Fahrzeuge 4
Fahrzeug-Nummern 95, 99, 101, 102
Länge 9,96 m
Breite 2,05 m
Gewicht 13,1 t
Höchstgeschwindigkeit 40 km/h
Leistung 2 x 47 kW bei 600 V
Sitzplätze/Stehplätze 24 / 20

Umbau mit neuem Stahlaufbau

Nach dem zweiten Weltkrieg war der Fahrzeugpark der Karlsruher Straßenbahn in schlechtem Zustand und überaltert. Die nach Ende des Krieges beschafften Kriegsstraßenbahnwagen ersetzten nur die Verluste aus den Kriegsjahren. Ab 1954 wurden neue Großraumwagen beschafft, die die ältesten Fahrzeuge ersetzten. Für die Spiegelwagen, von denen die ältesten bereits über 20 Jahre alt waren, war kein schneller Ersatz in Sicht. Daher modernisierte man mehrere Exemplare. Zunächst begann man damit, bei einigen Fahrzeugen neue Plattformen aus Stahl anzubauen. Auf diese Weise wurden mit den Fahrzeugen 94, 96, 97 und 98 insgesamt vier Triebwagen umgebaut. Dabei blieb der Fahrgastraum zwischen den beiden Plattformen noch als Holzaufbau erhalten.

Später wurden die Modernisierungen umfangreicher und man ersetzte nicht nur die Plattformen sondern den gesamten Wagenkasten. Auf diese Weise wurden insgesamt vier Fahrzeuge modernisiert.
Nach der Modernisierung erhielt der Fahrer einen Sitzplatz. Um weiterhin die freie Sicht zu ermöglichen wurden die Fenster auf den Plattformen weiter herunter gezogen. Im Fahrgastraum wurden neue, gummigefasste Scheiben eingebaut. Dabei kam auf jeder Seite eine Scheibe mehr zum Einsatz, die breiten Stege mit den charakteristischen Spiegeln entfielen.

Fahrzeug Umbaujahr
Triebwagen 95 1955
Triebwagen 99 1954
Triebwagen 101 1957
Triebwagen 102 1957

Einsatzgeschichte & Verbleib

Der Einsatz der Stahlumbauwagen erfolgte auch fast allen Linien im Stadtgebiet, ähnlich wie die Spiegelwagen. Dabei kam es auch zu gemischten Zügen aus Stahlumbau-Triebwagen sowie originaler Spiegel-Beiwagen. Da die Wagen mit Stahlaufbau einen deutlich jüngeren Aufbau hatten, wurden zunächst die Spiegelwagen mit Holzaufbau abgestellt. Das Einsatzende kam gemeinsam mit den letzten Spiegelwagen 1971. Die Fahrzeuge liefen bis zum Schluss mit Schaffner.

Alle vier Fahrzeuge wurden im Anschluss als Arbeitsfahrzeug weiter verwendet. Triebwagen 95, 99 und 102 dienten der Bahnmeisterei, während Triebwagen 101 als Rangierwagen in der Hauptwerkstatt genutzt wurde. Der Triebwagen 95 wurde 1985 als historisches Fahrzeug hergerichtet. Die Triebwagen 99 und 101 wurden zu historischen Beiwagen umgebaut, da von den Beiwagen keiner erhalten blieb. Dabei wurde der Triebwagen 101 optisch in den Zustand mit Holzaufbau und Spiegeln in den Fensterholmen zurückversetzt und repräsentiert den Zustand vor dem Umbau als Spiegelbeiwagen 298. Der vierte Stahlumbauwagen, Triebwagen 102, wurde nach Essen als historisches Fahrzeug abgegeben. Dort verkehrt dieser bei Sondereinsätzen und trägt die Nummer 500.