Triebwagen 115 „Kriegsstraßenbahnwagen“
Erste Nachkriegsgeneration für Karlsruhe
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Gesprochen von Dorothee Roth
Das wichtigste im Überblick
Nach dem zweiten Weltkrieg hatte auch die Straßenbahn in Karlsruhe Verluste zu beklagen. Als schneller Ersatz kamen fünf neue Kriegsstraßenbahnwagen nach Karlsruhe. Diese Konstruktion basierte auf einem vor dem Krieg geplante Einheitsstraßenbahnwagen und wurde nach gleichem Muster auch in andere Städte geliefert. Durch die großen Plattformen konnten viele Fahrgäste mitgenommen werden, die meisten davon stehend. Außerdem wurde durch die großen Türen der Fahrgastwechsel beschleunigt. Die Fahrzeuge waren nach 1971 die letzten Zweirichtungsfahrzeuge und daher rege als Pendelwagen zwischen Daxlanden und Rappenwört genutzt. Der letzte Einsatz der Fahrzeuge im Fahrgastverkehr erfolgte 1981.

Technische Daten

Baujahre 1948
Anzahl Fahrzeuge 5
Fahrzeug-Nummern 114 bis 118
Länge 10,4 m
Breite 2,2 m
Gewicht 10,45 t
Höchstgeschwindigkeit 45 km/h
Leistung 2 x 60 kW
Sitzplätze/Stehplätze 16/55
Achsfolge Bo

Lieferung & Aufbau des Fahrzeugs

Für den Wiederaufbau in Deutschland wurden neue Straßenbahnen benötigt, um die Kriegsverluste rasch zu ersetzen. Dazu wurde bereits 1943 ein erster Prototyp gebaut, der heute bei der Straßenbahn in Woltersdorf bei Berlin erhalten ist. Noch während des Krieges startete die Produktion, wobei zunächst vor allem größere Städte wie Berlin, Köln, Danzig, Wien und München bedacht wurden. Die meisten Fahrzeuge konnten erst nach Ende des Krieges gebaut werden, wobei die Triebwagen fast ausschließlich durch die Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg entstanden.

Da die Verluste in Karlsruhe durch geschicktes Abstellen der Fahrzeuge auf den Außenstrecken vergleichsweise gering waren, kam die erste und einzige Serie 1948 nach Karlsruhe. Dabei handelte es sich um fünf Triebwagen, passende Beiwagen wurden keine geliefert.

Die Fahrzeuge waren wie alle vorangegangen Fahrzeuge als Zweirichtungsfahrzeug ausgeführt. Im Vergleich zu den älteren Fahrzeuge hatten die Fahrzeuge deutlich größere Plattformen und nur einen kleinen Bereich dazwischen mit Sitzplätzen. Hierdurch konnte die Kapazität gesteigert werden, um die knappen Ressourcen möglichst effektiv zu nutzen. Neu für Karlsruhe war der Stahlaufbau, außerdem konnte hier der Fahrer erstmals beim Fahren sitzen.

Einsatzgeschichte & Verbleib

Die Fahrzeuge ersetzten sechs Fahrzeuge, die im Krieg verloren gegangen sind. Da man nie eigene KSW-Beiwagen beschaffte, kamen die KSW auch häufig zusammen mit einem oder zwei Vorkriegsbeiwagen zum Einsatz. Nachdem 1971 die letzten Spiegel- und Stahlumbauwagen ausgemustert wurden, waren die KSW die einzigen verbliebenen Zweirichtungswagen in Karlsruhe. Daher kamen sie oft auf Baustellenlinien zum Einsatz, bei denen ein Zweirichtungsfahrzeug benötigt wurde. Außerdem fuhren diese auf der Pendellinie nach Rappenwört, die im Frühjahr und Herbst im Anschluss an die Linie 3 von Daxlanden auf die Altrheininsel fuhr.

Als Ergänzung zu den bestehenden KSW wurden drei weitere aus Hannover gebraucht gekauft. Letztlich wurde nur ein Fahrzeug davon hergerichtet, die anderen beiden wurden später als Basis für den Bau neuer Schneepflüge verwendet.

Drei Fahrzeuge der Ursprungsserie wurden noch nach dem Ausscheiden aus dem Planverkehr weiter verwendet. Einer von diesen ist der frühere Triebwagen 115, der im Jahr 2000 zum Museumswagen wurde. Der Triebwagen 116 wurde als Denkmal aufgearbeitet und stand im Jahr 2000 vor dem Prinz-Max-Palais, um auf eine Sonderausstellung zum 100-jährigen Jubiläum der Straßenbahn aufmerksam zu machen. Der Triebwagen 114 ist heute noch vorhanden, jedoch nicht aufgearbeitet. Der ehemalige Hannoveraner Triebwagen 233, der in Karlsruhe die Nummer 112 erhielt, wurde zum Fahrleitungsbeobachtungswagen umgebaut und als historisches Arbeitsfahrzeug erhalten.