Triebwagen 14 „Erste Elektrische“
Karlsruhe Straßenbahn wird elektrisiert
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Gesprochen von Dorothee Roth
Das wichtigste im Überblick
Zur Jahrhundertwende sollte die Pferdebahn durch die elektrische Straßenbahn ersetzt, für diese wurde neue Motorwagen beschafft. Ein Teil der Wagen war mit Akkus ausgestattet, da in der Kaiserstraße aus ästhetischen Gründen auf eine Oberleitung verzichtet wurde. Zu Beginn musste der Fahrer seinen Dienst noch auf der offenen Plattform verrichten, später wurden die Plattformen verschlossen. Die Akkus wurden nach wenigen Jahren ausgebaut, nachdem man in der Kaiserstraße 1903 eine Oberleitung installiert hatte. Das Fahrzeug stand bis in die 1950er Jahre im Einsatz mit Fahrgästen. Im Anschluss diente der Wagen als Reklamewagen und entging nur knapp der Verschrottung. Für das 100-jährige Jubiläum der Eröffnung der Pferdebahn 1977 wurde das Fahrzeuge aufgearbeitet und war damit der erste Museumswagen. Er ist noch heute Einsatzbereit, wird aber nur zu wenigen besonderen Anlässen eingesetzt.

Technische Daten

Baujahre 1899-1900
Anzahl Fahrzeuge 27
Fahrzeug-Nummern 1 bis 27
Länge 8,7 m
Breite 2,1 m
Höchstgeschwindigkeit 25km/h
Leistung 2 x 18,6kW
Sitzplätze/Stehplätze 20/14
Achsfolge Bo

Lieferung & Aufbau des Fahrzeugs

Kurz vor der Jahrhundertwende wurden in vielen Orten elektrische Straßenbahnen errichtet. Auch in Karlsruhe wurde der Bau einer elektrischen Straßenbahn beschlossen. Aus ästhetischen Gründen wurde zwischen Durlacher Tor und der Hauptpost am heutigen Europaplatz auf eine Fahrleitung verzichtet. Für die neue, elektrische Straßenbahn wurden insgesamt 46 neue Motorwagen beschafft, wovon 27 Triebwagen über Batterien verfügten, um den oberleitungs-freien Abschnitt der Kaiserstraße zu überbrücken. Die Batterien waren unter den Sitzen angebracht. Dieser Serie entstammt der heute noch erhaltene Triebwagen 14.

Alle Triebwagen wiesen offene Plattformen auf, der Fahrer musste hier bei Wind und Wetter draußen seine Arbeit verrichten. Zur Stromabnahme verfügten die Fahrzeuge über einen Rollenstromabnehmer. Dieser bestand aus einer langer Stange, die gegen die Fahrleitung gedrückt wurde. An dessen war eine Rolle montiert war, die auf der Fahrleitung entlang lief.

Für die Fahrgäste gab es zwei Längsreihen mit Holzsitzen im Innenraum. Ein Notlicht kann bei Ausfall des Stroms den Fahrgastraum beleuchten. Dazu befindet sich in einem abgeschlossenen Gehäuse eine Kerze, die bei Bedarf angezündet werden kann.

Einsatzgeschichte & Verbleib

Die Wagen mit Batterie standen vorwiegend auf den Linien durch die fahrleitungsfreie Innenstadt im Einsatz. Der Akkumulatorbetrieb bewährte sich nicht, so dass man von diesem schnell wieder abkehrte. Während des Ladens kam es dazu, dass Schwefelsäuredämpfe in den Fahrgastraum gelangen. Ab 1903 wurde die Fahrleitung auch in der Kaiserstraße aufgehängt, so dass die Batterien entfielen. Im Jahr 1908 wurden beim Triebwagen 14 die Plattformen verschlossen, so dass der Fahrer vor der Witterung geschützt war.

Bereits mit Anschaffung der Spiegelwagen konnten die erste Fahrzeuge ausgemustert werden. Fünf Fahrzeuge mussten aufgrund des Reichsleistungsgesetzes nach Posen abgegeben werden. Bedingt durch den zweiten Weltkrieg und die Materialknappheit waren die Fahrzeuge weiterhin unverzichtbar. Erst in den 1950er Jahren war es wieder möglich, eine größere Menge neue Fahrzeuge zu beschaffen. Damit konnten die teilweise über 50 Jahre alten Fahrzeuge ersetzt werden. Das war auch dringend erforderlich, denn mit Inkrafttreten der neuen Betriebsordnung für Straßenbahnen 1960 hätten die Fahrzeuge umgebaut werden müssen. Die letzten Fahrzeuge der Ursprungsserie liefen noch bis 1956.

Der Triebwagen 14 wurde bereits 1952 aus dem Linienbetrieb genommen. Er diente im Anschluss als Reklamewagen. Dazu erhielt er eine Einhausung mit großen Werbeflächen. Nur so konnte das Fahrzeug die Verschrottung aller Fahrzeuge der Ursprungsserie überleben. Zum Jubiläum der Pferdebahn-Eröffnung 1977 wurde dieses wieder als historisches Fahrzeuge aufgearbeitet und ist damit der erste und älteste Museumswagen.