Triebwagen 12 „EP-Wagen“
Gelenkwagen der Albtalbahn im Zustand der 70er
play icon
Gelenkwagen der Albtalbahn im Zustand der 70er Jahre
Gesprochen von Dorothee Roth
Das wichtigste im Überblick
Der Triebwagen 12 gehört zur zweiten für die umgespurte Albtalbahn beschafften Fahrzeugserie. Diese wurde im Gegensatz zur ersten Serie bei der Waggonfabrik Rastatt gebaut und waren als Sechsachser ein Wagenteil kürzer. Nach kurzer Zeit wurden die Fahrzeuge wurden die Fahrzeuge um ein Mittelteil sowie Drehgestell ergänzt und damit zum Achtachser verlängert. Die EP-Wagen erhielten in den 1970ern neue, eckige Scheinwerfer und eine neue auffällige „Pop“-Lackierung in grün-gelb, welche der Triebwagen 12 heute wieder trägt.

Technische Daten

Lieferzustand nach Umbau 1964
Baujahre 1959
Anzahl Fahrzeuge 8
Fahrzeug-Nummern 8 bis 15
Länge 20,24 m 26,45 m
Breite 2,4 m
Gewicht 24,3 t 29,48 t
Höchstgeschwindigkeit 60 km/h 60 km/h, später 70 km/h
Leistung 2 x 120kW
Sitzplätze/Stehplätze 59/111 87/155
Achsfolge B’2’B B’2’2’B

Lieferung & Aufbau des Fahrzeugs

Nach der Verlegung des Hauptbahnhofs 1913 befand sich der neue Endpunkt der Altbahn westlich des neuen Hauptbahnhofs, an der Stelle befindet sich auch heute noch der Albtalbahnhof. Fahrgäste, die in die Innenstadt wollten, mussten dort in die Städtische Straßenbahn umsteigen. Das sorgte immer für einen großen Andrang bei der Straßenbahn nach der Ankunft eines Zuges aus dem Albtal. Außerdem befand sich die Strecke ins Albtal sowie die zugehörigen Fahrzeuge nach dem zweiten Weltkrieg in einem schlechten Zustand und es wurden größere Investitionen nötig. Man untersuchte daher verschiedene Varianten und entschied sich für eine Umspurung und Einbindung der Albtalbahn in das Netz der städtischen Straßenbahn. Da der bestehende Betreiber der Altbahn nicht hierzu bereit war, kaufte die Stadt die Albtalbahn und gründete 1957 die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft.

Um diese umgespurten Strecken zu bedienen, wurden neue Fahrzeuge benötigt. Man bediente sich dabei einem neuen Fahrzeugtyp, den die DÜWAG in Düsseldorf entwickelt hat. Ab 1958 wurden in mehreren Serien insgesamt 21 Fahrzeuge für die AVG ausgeliefert. Diese teilen sich wie folgt auf die Serien auf:

Lieferung Fahrzeug-Nummern Baujahre
1. Serie 1 bis 7 1958-1960
2. Serie 8 bis 15 1959
3. Serie 16 bis 18 1966
4. Serie 19 1967
5. Serie 20 bis 21 1969

Die zweite Serie, aus der der zu sehende Triebwagen 12 stammt, wurde in Lizenz bei der Waggonfabrik Rastatt gefertigt. Durch das parallele Fertigen bei der DÜWAG und der Waggonfabrik Rastatt konnten die Wagen schneller ausgeliefert werden. Außerdem wurde die zweite Serie als einzige als kürze, sechsachsige Fahrzeuge ausgeliefert. Diese wurden jedoch nach kurzer Zeit, zwischen 1961 und 1967, bereits zum Achtachser verlängert. Dazu wurde ein neues, türloses Mittelteil eingefügt.

Da auf der Albtalbahn südlich von Ettlingen weiterhin Eisenbahn-Fahrzeuge verkehren sollten, wurde die Strecke weiterhin als Eisenbahn-Strecke betrieben. Dazu mussten die Fahrzeuge entsprechende Anpassungen gegenüber den Wagen für den Stadtverkehr erhalten, wie zum Beispiel eine Pfeife. Außerdem erhielten diese Polstersitze sowie Gepäckablagen. Um mehrere Fahrzeuge im Zugverband einsetzen zu können, erhielten die Fahrzeuge ein elektro-pneumatisches Schaltwerk. Damit konnten bis zu drei Fahrzeugen gemeinsam gefahren werden. Dabei gab es zwei verschiedene Lieferanten für die Ausrüstung: Die Fahrzeuge 4 bis 12 erhielten eine Steuerung von BBC aus Mannheim, die übrigen Fahrzeuge erhielten die Steuerung von Kiepe aus Düsseldorf.

Einsatzgeschichte & Verbleib

1958 ging der erste Teilabschnitt der umgespurten Albtalbahn bis Rüppur in Betrieb. Da noch nicht genug Fahrzeuge der Albtalbahn zur Verfügung standen, halfen zunächst Breitraumwagen der Städtischen Straßenbahn aus. Mit Auslieferung der EP-Wagen übernahmen diese den Betrieb auf der als Linie „A“ bezeichneten Albtalbahn. Ab 1959 ging es bis Ettlingen, Busenbach folgte 1960. Im gleichen Jahr ging es noch zunächst weiter Etzenrot, ab Dezember 160 bis Marxzell. Der Endpunkt Bad Herrenalb wurde schließlich 1961 erreicht.

Alle Fahrzeuge waren Einrichtungsfahrzeuge, das heißt, diese haben nur einen Fahrstand und Türen nur auf einer Seite. Entsprechend wurde beim Umbau auch Wendeschleifen errichtet, so in Rüppur, Ettlingen, Busenbach und Bad Herrenalb. Da die Fahrzeuge auch häufiger rückwärts eingesetzt werden mussten, z.B. währen der temporären Endstellen in Etzenrot und Marxell, konnten diese auf vom Heck mit voller Geschwindigkeit gefahren werden.

Aufgrund von Fahrgastzuwächsen wurde sich schnell entschieden, die kürzere Fahrzeugen 8 bis 15 zu verlängern. So wurde 1961 mit Triebwagen 13 bis 15 begonnen, 1964 folgten die Wagen 10 bis 12 und folgten die beiden noch fehlenden Wagen 8 und 9. Für die Zweigstrecke nach Langensteinbach, die 1966 umgespurt eröffnet wurde, wurden nochmal drei Fahrzeuge als dritte Serie geliefert. DA die Fahrgastzahlen weiter stiegen kaufte man noch insgesamt drei weitere Fahrzeuge in zwei Serien.

Mitte der 70er wurden die Fahrzeuge nochmal aufgehübscht und erhielten eine auffällige „Pop-Lackierung“. Dabei behielt man die traditionellen Farben der AVG, gelb und grün, bei. Außerdem erhielt ein Teil der Fahrzeuge, so auch der Triebwagen 12, neue, eckige Scheinwerfer. Diese gaben den Fahrzeugen ein deutlich modernes Aussehen.
Ab 1982 erhielten die Fahrzeuge neue Fahrzeug-Nummern. Die bestehende Nummern wurden dabei um jeweils 100 erhöht, die Fahrezuge hießen folglich 101 bis 121.

Nachdem in den 1980er neue Stadtbahnwagen ausgeliefert wurden, die die EP-Wagen von der Albtalbahn ins Stadtnetz drängten. Dort versahen die Fahrzeuge im gelb-roten Farbkleid noch bis 2000 ihren Dienst. Einige der ausgemusterten Fahrzeuge wurden nach Ausmusterung in Karlsruhe Partnerstadt Timișoara in Rumänien abgegeben, wo diese zu einer deutlichen Modernisierung beitrugen.

Der zu sehende Triebwagen 12 ist heute in den Zustand der 1970er mit farbenfroher „Pop-Lackierung“ und eckigen Scheinwerfern erhalten. Neben diesem ist auch der Triebwagen 4 und 21, heute 121 erhalten.